Die Entwicklung des Heimatvereins

Die Anfänge des Heimatverein Everswinkel gehen bis in die ersten Nachkriegsjahre zurück. Der damalige Gemeindedirektor Peter Panzer war Initiator für die Vereinsgründung. Viel Euphorie und hohe Zielsetzungen sind der Ansprache des ersten Vorsitzenden August Schoppmann zu entnehmen, die er auf der Gründungsversammlung am 23. November 1949 hielt. Wörtlich heißt es in seinem handschriftlichen Rede-Manusskript: "Mancher wird sich fragen, wozu denn Heimatvereine nötig sind. Die Zeit unserer Großeltern kannte keine Heimatvereine und wenn wir uns zurückerinnern, so scheint es uns, als hätten sie viel selbstverständlicher als wir aus den Kräften der Heimat gelebt.
Sicher ist, dass sie einfacher, schlichter und frömmer lebten als wir. Aber jede Zeit hat ihr eigenes Gesicht. Wir können das Rad der Geschichte nicht zurückdrehen. An jede Generation werden andere Forderungen gestellt. Über uns sind die Kriege mit ihren Zerstörungen dahingegangen. Aber eins haben uns die Erschütterungen, die wir erlebten, klar gemacht: Daß es Werte und Kräfte gibt, die in allen Wirren, in allen Umstürzen und in allen Lebenslagen bestehen bleiben. Es sind Kräfte, die wir nicht mit den Händen greifen oder mit dem Scheffel messen können, die aber doch unsichtbar unser Leben und das Leben des Volkes tragen und formen. Und diese Kräfte wachsen aus der Heimat. In der Heimat bildete sich durch Jahrhunderte die Sprache, hier bei uns das münsterländische Platt. In der Heimat wuchs der münsterländische Bauer und Handwerker, der Gelehrte oder Priester. Aber kein Boden trägt aus sich selbst Edelfrucht. Der Boden wartet auf den Sämann. Der das Samenkorn wirft. So ließ Gott selber das Samenkorn des Glaubens in unsere Heimat säen.

Die natürlichen Kräfte unseres Volkes verschmolzen mit den übernatürlichen Kräften des Christentums. In westfälischen Menschen sehen wir beides vereint - denken wir nur an Bischof Ketteler und Bischof Clemens August von Galen, oder an die Dichter Wibbelt und Wagenfeld. Jeder, der ein offenes Auge hat, sieht aber auch, dass diese Art bedroht ist, dass uns nicht mehr viel Zeit bleibt. Wir retten unsere Art nicht, indem wir in eine künstliche Spinnstuben-Romantik zurückkehren oder die Technik verwerfen. Aber mit klarem Blick können wir uns zurückbesinnen auf das Echte und Bleibende, auf unser Leben mit der Kirche und dem Kirchenjahr, auf unsere Sprache und bäuerliche Lebensart, auf unsere Heimatgeschichte und unsere Heimatdichter.
Und dazu wollen wir uns im Heimatverein zusammenschließen."

Über die ersten Jahre des neuen Heimatvereins liegen nur wenige Aufzeichnungen vor. Erwähnt werden in Unterlagen des Vorstandsmitglieds Vinzenz Buntenkötter Schnatgänge, allgemeine Erntedankfeste und Vortragsveranstaltungen. Ein besonderes Großereignis war in 1952 der Kreisheimattag in Everswinkel, verbunden mit einer Ausstellung über Textilarbeiten und der Sammlung alter Arbeiten der Everswinkler Familie Niemer aus der Zeit von 1845 bis 1885.

Bereits nach wenigen Jahren finden nur noch wenig Aktivitäten statt, so dass nach dem Weggang von Peter Panzer und dem Ausscheiden von August Schoppmann das Vereinsleben bis 1955 ganz allmählich einschläft. Ein Wiederbelebungsversuch aus Anlass des 1100jährigen Jubiläums der St. Magnus-Kirche im Jahr 1967 misslang. In der Folgezeit übernahmen andere Vereine, insbesondere der Bürgerschützenverein viele der ureigensten Aufgaben eines Heimatvereins. So bekundet der Schützenverein in einem Schreiben aus dem Jahre 1973 an die Gemeinde, dass er sich auch um heimatliche Belange, vor allem um heimatliches Brauchtum kümmere. Es fand seinen Ausdruck in der Gestaltung der Heimatabende, die seit 1967 unter Federführung des Bürgerschützenvereins alle 5 Jahre stattfinden.

40 Jahre nach der Erstgründung regte Bürgermeister Benno Poll anlässlich der Vorstellung des Buches Dörfer im Wandel - Everswinkel und Alverskirchen an, die Grundlagenarbeiten für dieses Buch fortzuführen und auf eine organisatorische Basis zu stellen. Das war die Geburtsstunde für die Neugründung des Heimatverein.

Ewald Stumpe und Erwin Buntenkötter griffen diese Idee auf und luden bereits kurze Zeit später zu einer ersten Informationsversammlung ein. Da kein eigenständiger, neuer Verein gegründet werden sollte, bot sich nach Lage der Dinge eine Integration in den Bürgerschützenverein (BSV) an.

Am 13. Januar 1989 wurde auf der Mitgliederversammlung des BSV der Grundstein gelegt. Es wurde beschlossen, den Heimatverein als neue, selbständige Formation aufzunehmen und den Vereinsnamen zu ändern in: Bürgerschützen- und Heimatverein St Hubertus Everswinkel e.V..

Zum ersten Vorsitzenden wurde Ewald Stumpe gewählt, der dieses Ehrenamt bis 2012 innehatte. Er wurde abgelöst von Alfons Wrede. Seit 2015 führt Josef Beuck den Heimatverein. Mit unterschiedlicher Intensität wurden in den Folgejahren die Ziele und Aufgaben des 5 Punkte Katalogs verfolgt:

  • Pflege und Bewahrung der Ortsgeschichte
  • Denkmalpflege
  • Brauchtumspflege
  • Pflege der plattdeutschen Sprache
  • Natur- und Umweltschutz

Die Motoren des Vereins waren über Jahre die Wiederbegründer Ewald Stumpe und Erwin Buntenkötter. So recherchierte Erwin Buntenkötter in den Archiven und veröffentlichte viele Aufsätze und Ausarbeitungen zur Ortsgeschichte, die 1998 in einem 400 seitigen Buch mit dem Titel Everswinkel 1800 bis 2000 - Dorfgeschichten veröffentlicht wurden.

Alle Aufsätze finden Sie auch auf der Homepage. Nach einem ersten Aufruf des Bürgerschützenvereins im Jahr 1971, "altes Material", insbesondere Fotos aus Everswinkel zur Verfügung zu stellen, um diese späteren Generationen zur Verfügung zu stellen, vervollständigte, beschrieb und archivierte Ewald Stumpe diese historischen Fotos.

Das Archiv umfasste bald über 1000 Fotos und wurde 1997 in einer großen Ausstellung in der Reithalle der Öffentlichkeit vorgestellt. Heute kann sie sich jeder auf der Homepage ansehen. Bereits in den 1970/80iger Jahren hatte Ewald Stumpe mit seinen Heimatfreunden begonnen, alte haus- und landwirtschaftliche Geräte, alte Möbelstücke sowie Motoren und Landmaschinen zu sammeln. Bereits 1983 fand ein erstes Dreschfest auf dem Kirchplatz statt, gefolgt von einem Schautag am 24. August 1997 auf dem Hof Schulze Kelling. Bereits am Umzug durch das Dorf nahmen viele benachbarte Vereine teil. Zu dieser Zeit umfasste die Sammlung bereits 25 Exemlare. Untergebracht waren sie - sehr beengt - zunächst überwiegend in der Scheune auf dem Hof Schulze Kelling aber auch in Scheunen anderer Höfe. Der Öffentlichkeit konnten sie nur mit viel Aufwand vorgeführt werden. Zunehmend keimte der Gedanke an ein eigenes Gebäude, an ein Museum. Im Frühjahr 2004 konnte auf der Hofstelle des Hofes Schulze Kelling eine neu Scheune als Mitmachmuseum up'n Hoff eingeweiht werden.

Der Heimatverein ist bis heute Träger des Museums. Die Arbeiten im und am Museum sowie der Museumsbetrieb mit Führungen, Vorführungen und Aktionstagen bildeten in den letzten Jahren das Kerngeschäft des Vereins. Mit zahlreichen 'Großveranstaltungen' wie Kartoffel- und Dreschfesten, Oldtimer Treff's für Traktoren und Autos sowie Vorführungen rund um die Leinenweberei konnten immer wieder fast vergessene Arbeitsweisen der Öffentlichkeit gezeigt werden. Das dabei das Mitmachen immer wieder im Vordergrund steht, begeisterte auch die Ministerin für Bau, Heimat, Kommunales und Gleichstellung Frau Ina Scharrenbach bei ihrem Besuch anlässlich der 30-Jahr Feier am Erntedanktag in 2019.