Wegekapelle bei Hof Deckenbrock, Wester 8

Wegekapelle bei Hof Deckenbrock

Foto vom 10.04.2009
 

Wegekapelle Deckenbrock

Die Geschichte dieses Denkmals ist mit einer merkwürdigen Begebenheit verknüpft, mit der Voraussage eines Spökenkiekers.
Am 5. Juli 1871 heiratete Joseph Deckenbrock nach Übernahme des Hofes die Bauerntochter Anna Grothues. Bereits 1879 kam er bei einem Jagdunfall ums Leben: bei Durchkriechen einer Hecke löste sich ein Schuss, die Kugel traf ihn tödlich. Der Leichnam wurde nach Brockhausens Hof gefahren. Ein Jahr zuvor hatte ein Spökenkieker berichtet, er habe einen von Deckenbrocks braunen Pferden gezogenen Leichenwagen gesehen, der mitten übers Feld, über "Brühms Kamp" fuhr. Als dem Pastor die Nachricht von dem Jagdunglück mit tödlichem Ausgang gemeldet wurde, erinnerte er sich an diese Voraussage und entsandte kurz entschlossen einen Boten mit der Bitte, doch nicht übers freie Feld zu fahren - es war Winter und der Boden hart gefroren. Zu spät, der Leichenzug hatte bereits die Abkürzung genommen und befahr "Brühms Kamp" auf dem Weg nach Brockhausen.

Zum Gedächtnis an den Toten setzte die Familie Deckenbrock diese Wegekapelle im Jahre 1885. Als sie nach hundert Jahren unter Verwitterungs- und Umwelteinflüssen schadhaft geworden war, entschloss sich die Familie Günter Deckenbrock, sie zu restaurieren. Kurz vor Beginn der Arbeiten verübten unbekannte Täter ein sinnloses in völlig unverständliches Zerstörungswerk: Mit Äxten hieb man dem Jesuskind und dem heiligen Josef Köpfe und Hände ab. Doch damit nicht genug. Nach der Wiederherstellung begingen dieselben oder andere Täter die gleiche Freveltat und zerstörten es erneut: Vandalismus in seiner schlimmsten Form. Inzwischen hat die Familie Deckenbrock das Wegemal wieder instandsetzen lassen.

Die neugotische Kapelle ist aus Ziegelsteinen erbaut, weist ein hohes, ummauertes Portal auf, von Strebepfeilern begleitet, einen gestuften Giebel mit Sandsteinplatte, und Kreuzaufsatz. Hinter einem schmiedeeisernen Gitter und über gefliestem Fußboden sieht man die helle, lebensgroße Sandsteinskulptur des heiligen Josef in klassischer Ausführung; auf seinem rechten Arm trägt er den heranwachsenden, leicht pausbäckigen Jesusknaben, in seiner linken Hand hält er die Lilie.

Eine Darstellung des heiligen Josef ist selten und findet sich in Everswinkel nur noch auf dem Doppelbildstock bei Gausebeck. Neben Maria führt der Heilige Josef ein Schattendasein. In Erscheinung tritt er nur bei der Geburt Christi, der Flucht nach Ägypten und der Auffindung des jungen Jesus in Tempel. Nachrichten über sein weiteres Schicksal fehlen.

Inschrift Vorderseite: Heiliger Josef, bitte für uns!
Inschrift Rückseite: In honorem St. Josephi exstructum a Familia Lütke Dekkenbrock 1885
Entstehungszeit: 1885
Restauriert: 1993

Quelle: Erwin Buntenkötter und Albert Reinker, Bildstöcke und Wegekreuze, 1996

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