Der Künstler Albert Reinker

 

Der Künstler Albert Reinker

Kindheit und Jugend
In dem Haus Freckenhorster Straße 4 in Everswinkel wohnte Familie Reinker. Der Vater (1890 - 1973) war Malermeister. Die Familie hatte fünf Kinder. Hier wurde der Sohn Albert am 24. Juni 1926 geboren. Er besuchte von 1932 bis 1940 die Volksschule. Schon als Schuljunge übte er das Zeichnen und Malen und konnte sich als Jugendlicher künstlerisches Arbeiten auch als Beruf vorstellen. Sein Vater bestand aber auf einer handwerklichen Ausbildung. So blieb dem Jugendlichen keine Wahl als das Malerhandwerk.

Die Kriegsjahre
Kurz nach der Gesellenprüfung im August 1943 wurde der 17-jährige zum Reichsarbeitsdienst eingezogen. An die kurze Dienstzeit schloss sich automatisch eine militärische Ausbildung bei der Wehrmacht an. In Belgien, Herentals-Brüssel absolvierte er bei der Fliegerabwehr eine technische Spezialausbildung am Kommandogerät der FLAK. Während der Invasion der Engländer und Amerikaner wurde seine Einheit im November 1944 von Belgien nach Nymwegen-Arnheim in den Niederlanden verlegt und nach den Luftlandungen der Alliierten aufgerieben. Er kam bald mit einer kleinen Truppe nach Teplice/SchÖnau im Erzgebirge (heute Tschechien) und erlebte hier das Kriegsende. Mit Glück konnte er einer russischen Kriegsgefangenschaft entgehen. Als die Truppe sich am 8. Mai 1945 aufgelÖst hatte, ging Albert mit zwei Kameraden aus dem Kreis Warendorf zu Fuß von Teplice nach Hause. Der Fußmarsch über 600 Kilometer dauerte 18 Tage.

Der Malermeister
Zuhause hat der 18-Jährige wieder im Betrieb seines Vaters mitgearbeitet und drei Jahre später, 1948, die Meisterprüfung im Malerhandwerk abgelegt. In den Jahren um 1948 waren in vielen Häusern und auf vielen HÖfen Flüchtlinge und Evakuierte aus den Städten untergebracht. So lernte er durch Zufall bei Malerarbeiten auf dem Hof Tilkorn in Mehringen den Künstler Prof. Theodor Klaas aus Münster kennen. Der 60-jährige Künstler erkannte an den Zeichenübungen des jungen Mannes sein Talent und erteilte ihm kostenlos privaten Zeichenunterricht.

Der Kunst-Student
In den Jahren 1950 bis 1952 studierte er an der Kunstakademie in München in der Klasse bei Prof. Fritz Skell. (1885-1961) "naturwissenschaftliches Zeichnen" und später in der Klasse bei Prof. Hermann Kaspar. (1904-1986) "Malerei und Wandgestaltungen". Etwa 1951 lernte Albert Reinker in Telgte den Künstler Ludwig Baur (1904-1977) kennen. In den Sommermonaten fuhr Albert fast täglich mit dem Fahrrad nach Telgte und arbeitete mit Baur und lernte an seinen Aufträgen. Bei Ludwig Baur lernte er das Gebiet der kirchlichen Kunst kennen und wurde besonders mit den Techniken der Wand- und Glasmalerei und des Mosaiks vertraut gemacht.

Der Künstler Albert ReinkerDer freischaffende Künster
Albert Reinker begann schon als Schuljunge zu zeichnen und zu malen. Als Malergeselle im Betrieb seines Vaters nutzte er häufig die Mittagspausen und fertigte Skizzen von Fachwerkhäusern und HÖfen an. Ab 1948 traute er sich auch grÖßere Bilder mit Ölfarben herzustellen. Seine erste selbständige Auftragsarbeit war der Kreuzweg in der Kirche in Muggenbrunn im Schwarzwald. Nach dieser ersten Mosaik-Arbeit stellten sich bald weitere Aufträge ein. Die ersten Fensterbilder waren die Fensterwand im St.-Magnus-Kindergarten 1961, der Franziskus im St.-Vitus-Krankenhaus und das Treppenhausfenster in der Wartburg-Schule in Everswinkel 1965.

Bis zum Ende der 1990er Jahre folgte ein Zeitraum von über 30 Jahren mit zahlreichen Fenster-Gestaltungen. Daneben schuf Albert Reinker ständig Mosaik-Bilder, Ölgemälde, Federzeichnungen zum Beispiel für die Kirchenzeitung des Bistums Münster oder für den Pfarrbrief der Kirchengemeinde, Krippendarstellungen für die Krippenausstellung im Heimatmuseum in Telgte, Druckgrafiken für BuchverÖffentlichungen, graphische Gestaltung von Logos zum Beispiel für die Freiwillige Feuerwehr und den Heimatverein, Illustrationen für historische Aufsätze zum Beispiel für die Feuerwehr, die Kolpingfamilie, für die Gemeinde Everswinkel oder die Sparkasse. Natürlich gestaltete er die eigenen Ausstellungskataloge. In über 30 Jahren entfaltete er seinen persÖnlichen Stil und seine eigene Handschrift.

Albert Reinker bei einem Diavortrag im Pfarrheim am 1.10.1983

Privates
Als 25-Jähriger junger Malermeister lernte er 1951 bei Arbeiten auf dem Hof Vornholt-Buttermann in Everswinkel Mary Hoeseler aus Harsewinkel kennen. Die beiden haben 1962 geheiratet. Zu einer Hochzeitsreise ist es aber nicht gekommen, denn er musste bzw. durfte mit dem Künstler Ludwig Baur nach Jerusalem zum Benediktinerkloster Abtei Dormitio Beatae Mariae Virginis am Berg Sion, um dieses große Mosaik fertigzustellen.

1964 ist das erste Kind, der Sohn Bernward geboren, 1966 die Tochter Irmhild . Seit der Gründung der Kolpingfamilie in Everswinkel 1951 war Albert Reinker dort aktiv, zeitweise auch im Vorstand. Über 20 Jahre lang war er Mitglied des Pfarrgemeinderates der St. Magnus Kirchengemeinde.

Die späten Jahre
Die letzte große Fenstergestaltung von über 70 Quadratmetern beendete er für die Kirche in Iserlohn-Heide im Jahr 2004. Danach ist es allmählich ruhiger um ihn geworden. Mit der Gelassenheit des 85-Jährigen entwickelt er noch einzelne neue Gemälde, vervollständigt Skizzen, koloriert frühere Federzeichnungen und sortiert seine Sammlung. An der Erstellung der Bildergalerie auf den folgenden Seiten hat er über ein Jahr lang gearbeitet.
Albert Reinker ist am 3. Februar 2014 in seinem Haus in Everswinkel verstorben.

 

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