Veröffentlichungen zur Ortsgeschichte von 1906 bis heute

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Das Tagebuch von Theodor Hermann Helmken

Das Tagebuch des Küster Theodor H. Helmken
Das Tagebuch      

Everswinkels Pastorat bewahrt ein seltenes und in der Öffentlichkeit kaum bekanntes historisches Dokument: Die Aufzeichnungen des Küsters und Organisten Theodor Hermann Helmken. In einem Buch mit festem Einband und Lederüberzug schrieb er nicht nur seine Einkünfte und Rechte auf, sondern auch ab 1795 fast zu jedem Jahr das Geschehen im Dorf und in der Welt, soweit es ihm bekannt wurde.

Die Eintragungen Helmkens beginnen mit einer Nachricht von dem größten Brand in der Geschichte Everswinkels: "Anno 1792 d. 25ten May ist allhier der große brandt gewesen.", und am Rande vermerkt er dazu: "Es sein in diesem brandt 72 wohnung abgebrandt."
Von dem Feuer erfasst wurden die Westseite der heutigen Nordstraße, die Vitusstraße bis zum Haus Frohne und die Süd- und Westseite des Kirchplatzes; dagegen blieben die Nord- und Ostseite des Kirchhofs verschont. Bedenkt man, dass damals die Hovestraße noch völlig unbebaut und die Warendorfer Straße spärlich besiedelt war, so ist 1772 ein Großteil des Dorfes abgebrannt.

Den breitesten Raum in Helmkens Darstellung nehmen die Berichte über das Wetter und den dadurch bedingten Zustand der Feld- und Gartenfrüchte. So schreibt er, um nur ein Beispiel zu nennen, dass im Frühjahr 1803 anhaltender Regen die Aussaat der Sommergerste bis Vitus (15. Juni) verhinderte. Im Juli aber folgte eine derartige Dürre, dass die Sommerfrüchte vertrockneten und der Roggen zwar gut im Halm stand, aber wenig Korn trug. Hier wird deutlich, was damals wie heute gilt: die Wetterbedingungen entschieden über den Ernteertrag und direkt auch den Getreidepreis. Viermal in den Jahren zwischen 1772 und 1822 schreibt Helmken, dass für Geld kein Pfund Brot zu bekommen war, also dass die Menschen hungerten.

In Everswinkel waren auch die Auswirkungen der französischen Revolution und der napoleonischen Kriege zuspüren und fanden Niederschlag in Helmkens Tagebuch. Meist waren es Durchmärsche von Truppen oder Einquartierung von Soldaten, die die Everswinkeler Bürger in Angst versetzt oder belastet haben.

Das Tagebuch des Küsters Helmkens ist ein historisches Dokument. Es bietet uns einen Rückblick in die Lebensbedingungen und Lebensverhältnisse der Everswinkeler Bevölkerung durch einen Zeit- und Augenzeugen.

 

 

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