Hofanlage Schulze Brüning, Wieningen

Hofanlage Schulze Brüning

Foto vom ca 1970er Jahre
 

Die Hofstelle Schulze Brüning besteht aus
    a)   Vierständerhaus von 1797
    b)   Schafstall von 1869
    c)   zweischiffige Scheune aus dem 18. Jahrhundert

Die Hofanlage Schulze Brüning gehört zu den großen Schultenhöfen des Münsterlandes, die sich durch eine umgebende Gräftenanlage und eine Vielzahl von großformatigen Wohn- und Wirtschaftsgebäuden auszeichnen.
Die denkmalwerte Substanz der Hofanlage besteht aus folgenden Gebäuden:

a) großes Vierständerhallenhaus von 1797
Das Hausgerüst besteht aus Gebinden mit eingehälsten Balken und Zwischengebinden ohne Balken. Die Wände sind dreifach verriegelt, durch lange Fußstreben gesichert und mit Backsteinen ausgefacht (in den letzten Jahrzehnten zum großen Teil erneuert). Der Wirtschaftsgiebel mit Inschrift, von der bislang nur die Jahreszahl 1797 und Reste der Meisternamensnennung am linken Kopfband zu sehen sind. Das verbretterte Giebeldreieck kragt über Karnieskonsolen vor. Das Innere mit Mitte-Längs-Diele von acht Gefachen, anschließendem, durch Scherwand abgetrenntem Flett von vier schmalen Gefachen Länge und einem teilweise unterkellertem Kammerfach von vier Gefachen. Die Wirtschaftsdiele beidseitig von zweigeschossigen Stalleinbauten begleitet, die zum Teil durch jüngere Ein- und Umbauten verändert und entfernt sind. Die Ständerreihe ursprünglich mit geschweiften Kopfbändern zu den Dachbalken ausgesteift. Das Flett in seinen wesentlichen Teilen erhalten und durch zwei Luchtbalken und den großen gemauerten Kaminstapel mit davor gesetztem großen Bosen bestimmt. Der Kaminstapel mit Sandsteinarbeiten verkleidet. Das Flett auf der linken Seite seit dem 19. Jahrhundert mit zwei Stubeneinbauten, zwischen denen ein Gang zum linken Hauseingang verblieb. Das Flett auf der rechten Seite nach 1950 mit einer Küchenabtrennung versehen. Das Flett und die Diele mit Sandsteinplatten ausgelegt. Der Kammerfachbereich im linken Drittel nicht unterkellert und mit einem Wohnraum versehen. Über dem Keller ehemals ein großformatiger Saal, wohl mit offenem Wandkamin auf der Rückseite des Herdfeuers (der Saal durch junge eingestellte Zwischenwände zu einer Wohnung aufgeteilt).
Abgesehen von den Veränderungen in den Stallbereichen, den eingestellten Räumen in Flett und Kammerfach sowie den im 19. Jahrhundert veränderten Fensterformaten ist das Gebäude in allen wesentlichen Teilen überliefert und ein eindrucksvolles Zeugnis großbäuerlicher Lebensweise des späten 18. Jahrhunderts.

b) Schafstall von 1869 neben der Hofzufahrt
Das Gebäude wurde nach der Torinschrift für Johann Hermann Schulze Brüning und Bertha Samson durch den Zimmermeister S. Schoster errichtet. Der fast quadratische Bau wird durch eine Quereinfahrt bestimmt und weist daneben Schafbansen auf. Das Gebäude hat aufgelegte Dachbalken, ist dreifach verriegelt und mit Backsteinen ausgefacht. Die Giebeldreiecke kragen leicht vor undsind in der Spitze verbrettert.

c) Traufständig zur (ehemaligen) Gräfte gestellte zweischiffige Scheune aus dem 18. Jahrhundert
Das Gerüst von sechs Gebinden wird durch eingehälste Balken bestimmt und zeigt eine Ausstifung mit Kopfbändern im Längsverband. Das Wandgerüst über einem Bruchsteinsockel hat zwei Riegel und ist mit Backsteinen ausgefacht. Die hofseitige Traufwand ist nachträglich mit einer niedrigen Kübbung ersetzt worden, die allerdings um 1930 durch einen massiven Anbau ersetzt worden ist. Hierbei ist auch der westliche Giebel massiv aufgemauert worden. (Der junge Stallanbau ist nicht Teil der denkmalwerten Substanz.)

Die nördlich gelegenen Wirtschaftsgebäude, zu denen noch ein Backhaus vermutlich von 1776 gehört, über dessen Denkmaleigenschaft noch nicht abschließend entschieden worden ist, sind in ihrer Gesamtgruppierung und jedes einzelne aufgrund seiner erkennbaren Funktion und des Alters bedeutende Zeugen für die landwirtschaftlichen Wirtschaftsweisen der vorindustriellen Zeit.

Die Hofanlage ist in dem beschriebenen Umfang bedeutend für die Geschichte der Menschen in Everswinkel und die Entwicklung der dortigen Arbeits- und Produktionsverhältnisse. Für die Erhaltung und Nutzung der Gebäude liegen wissenschaftliche, volkskundliche und städtebauliche Gründe vor.

Quelle: Gemeinde Everswinkel, Denkmal-Kartei, Blatt A 96, unter Nr. 7: Charakteristische Merkmale

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