Backspeicher, Hauptstraße 39

Backspeicher

Foto vom 01.11.2002
 

Backspeicher von 1804 auf der Hofanlage Schulze Wemhove

Stöckig abgezimmerter, zweigeschossiger Fachwerkspeicher; pfannengedecktes Satteldach. Vordere Giebelfassade zum Haupthaus gewendet; Giebeldreieck über alkenüberstand leicht vorkragend und mit Inschrift versehen; darin Nennung der Bauherrin Gertrud Leiwermann, genannt Wemhove und des Baujahrs 1804. Die Mittelachse des Giebels betont durch je eine Tür bzw. Ladeluke je Geschoss; Andreaskreuz und Aufzugsbalken als oberer Abschluss in der Giebelspitze. Im Erdgeschoss rechts der Mittelachse eine zweite Tür, die auf die ungleiche Teilung des Erdgeschosses verweist (insgesamt 3 Räume). Im größeren südlichen Raum ist ein Backofen erhalten. Obergeschoss und Dachgeschoss unterteilt.
Rechte Traufseite mit je zwei alten Fenstern in beiden Geschossen; linke Traufseite mit drei alten Sprossenfenstern im Erdgeschoss und zweien im Obergeschoss; Rückgiebel im unteren Teil durch nicht denkmalwerten Anbau verstellt. Giebeldreieck verbrettert

Der Speicher des Hofes Schulze Wemhove ist ein bedeutendes baugeschichtliches Zeugnis für die Entwicklung des bäuerlichen Speicherbaues in der Gemeinde Everswinkel. Zusammen mit den etwa zeitgleichen Speichern der ebenfalls großen Höfe Wester 4 [Schulze Westhoff] und Müssingen 25 [Schulze Zurmussen] gehört er zu den ersten, bei denen bestimmte neue Konstruktions- und Gestaltungsmerkmale auftauchen, die von herrschaftlichen bzw. städtischen Bauvorbildern übernommen wurden. Hierzu zählt insbesondere die nur noch geringe Vorkragungsweite der Geschosse (hier sogar nur auf das Giebeldreieck beschränkt), sowie der gleichzeitige Verzicht auf Knaggen. Bezeichnend ist, dass solche Neuerungen zuerst auf größeren Höfen - wie in diesem Fall auf einem Schulzenhof - auftraten.

Das Gebäude bezeichnet somit durch seine Fortschrittlichkeit und das darin zum Ausdruck kommende Repräsentationsverhalten auch noch die gehobene gesellschaftliche Stellung der früheren Hofinhaber und die besondere ortsgeschichtliche Bedeutung der Hofstelle. Für die Erhaltung und Nutzung des Gebäudes sprechen volkskundliche Gründe, weil es als typischer Bestandteil einer älteren Hofanlage wichtige Aussagen zur bäuerlichen Arbeitswelt macht.

Quelle: Gemeinde Everswinkel, Denkmal-Kartei, Blatt A 82, unter Nr. 7: Charakteristische Merkmale, eingetragen am 21.09.1994

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